Es wird viel gebaut – besonders in Ballungsräumen boomt die Branche – trotzdem herrscht ein Mangel an Wohnungen – vor allem bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Häufig wird bei mehrgeschossigen Bauten insbesondere im Wohnungsbausektor aus Kostengründen mit flachen Dächern geplant.
Das Flachdach liegt im Trend - keine Frage. Auch Dachbegrünung wird immer beliebter und so entscheiden sich viele Bauherren auch im Privatbereich für ein flaches Dach. Welche Dachform gewählt wird, hängt häufig vom Architekten, den Vorlieben der Bauherrschaft aber auch von Bebauungsplänen und regionalen baulichen Verordnungen ab.
Das Steildach ist die Urform unter den Dachtypen, vor allem in Mitteleuropa prägt es das architektonische Bild. Welche Eigenschaften das steile Dach zur sichersten Dachform machen und warum auch flach geneigte Dächer eine schöne Variante sein können, erfahren Sie hier.
Bauliche Vorteile beim Steildach:
- Langlebige Dächer: Je nach Bedachungsmaterial haben Steildächer eine durchschnittliche Lebenserwartung von rund 50 bis 70 Jahren. Tondächer werden teilweise weit über 100 Jahre alt. Im Vergleich hierzu kann man bei Flachdachabdichtungen je nach Material von nur 20 bis 40 Jahren ausgehen.
- Wartungsarme Dächer: Steildächer – vor allem mit Tondachziegeln und Betondachsteinen – sind neben ihrer langen Lebenserwartung mit dem richtigen Zubehör besonders wartungsarm. Es entstehen im Vergleich zum Flachdach weniger Feuchtigkeits- oder Altersschäden durch Schimmel oder Regen.
- Dachüberstände als Sonnenschutz: Durch Dachüberstände können das Gebäude und Fenster vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden und dienen als zusätzliche Verschattung. Weiterhin bieten Dachüberstände einen zusätzlichen konstruktiven Schutz bezüglich direkter Feuchtigkeitseinwirkung am Übergang der Fassade in die Steildachfläche.
- Dachrinnen und Fallrohre für eine zuverlässige Entwässerung: Die Ableitung des Wassers über Dachrinnen und Fallrohre beim Steildach ist zuverlässiger, langlebiger und liegt in der Regel außerhalb des Gebäudes. Die Entwässerung am Flachdach erfolgt über den Einbau von Flachdachgullys und Notüberläufen, welche direkt über dem Gebäude in die Flachdachabdichtung eingebunden werden müssen. Somit weisen Dachrinnen und Fallrohre am Steildach – im Vergleich zu einem Flachdachgully – bei Undichtigkeit ein deutlich geringeres Risiko bezüglich des Feuchtigkeitseintritts in den Dachaufbau oder das Gebäudeinnere auf.
- Sichere Dachdurchdringungen beim Steildach: Die Ausführung der Dachdurchdringungen für beispielsweise Antennenanschlüsse oder Sanitärentlüftungen lassen sich beim Steildach mit dem passenden Zubehör und Anschlüssen an die Zusatzmaßnahme (Unterspannung, Unterdeckung, regensicheres oder wasserdichtes Unterdach) sicherer gestalten.
Bauliche Vorteile beim Steildach:
- Diffusionsoffene Bedachungsmaterialien für eine optimale Dampfentweichung: Steildächer aus Tondachziegel und Betondachsteine mit entsprechenden Maßnahmen für eine fachgerechte Hinterlüftung gewährleisten, dass der Dampf durch den Dachaufbau aus dem Gebäudeinneren entweichen und abtransportiert werden kann. Bei einem Flachdach mit dampfdichter Dachabdichtung ist die Diffusionsfähigkeit über die Dachfläche ausgeschlossen. Bei falscher Handhabung führt dies oft zu Blasenbildung und Bauschäden. Um Schimmelbildung im Gebäudeinneren zu vermeiden, sollte hierbei auf eine kontrollierte und ausreichende manuelle Be- und Entlüftung der Wohnräume geachtet werden.
Architektonische Vorteile beim Steildach:
- Zusätzlicher Wohnraum unterm Dach: Bei Steildächern können die Schrägen im Obergeschoss für einen zusätzlichen Wohnraum genutzt werden. Als Stauraum im Dachboden oder als ausgebauten Wohnraum bieten Steildächer Platz – vor allem bei ausgebauten Dachböden als zusätzliche Zimmer lassen sich sehr ansprechende Raumkonzepte umsetzen.
- Kreativität beim Steildach: Welche Ausführungen am Dach möglich sind, werden häufig bereits durch Bebauungspläne und bauliche Verordnung reglementiert. Dennoch bietet das Steildach eine Vielzahl an verschiedenen Möglichkeiten. Allein wenn es um die Dachform geht, gibt es z. B. Pultdach, Satteldach, Walmdach und so weiter. Zusätzlich können steile Dächer mit z. B. Dachgauben und Loggien gestaltet werden.
- Gestaltungsfreiraum von Fassade zum Dach: Der Übergang von Fassade zum Dach kann beim Steildach in unterschiedlichen Varianten ausgeführt werden. Je nach Baustil und Wunsch des Bauherren stehen hier verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: unterschiedlich große Dachüberstände, Holzverkleidungen, Metallverkleidungen, Trespa-Platten sowie Faserzement- oder Naturschieferplatten. Beim Flachdach sind aufgrund der tragenden Konstruktion aus einer massiven Stahlbetonplatte mit entsprechenden Profilblechen gestalterische Varianten extrem eingeschränkt.