Nach der Welle kommt der Ziegel

Bei der Planung eines Einfamilienhauses in Diedorf ist eines nicht bedacht worden: Das Pultdach wurde mit einer Aluminiumwelle ausgeführt, die am Dach entstehende Geräusche über die Balken in den Innenraum des Hauses überträgt. Mit einem besonderen Aufbau und Ziegeleindeckung wurde nachträglich eine leise Lösung gefunden.

Ruhig und idyllisch gelegen ist die Marktgemeinde Diedorf im Naturpark westliche Wälder in der Nähe von Augsburg. Angrenzend an weite Felder und Wiesen liegt das Einfamilienhaus mit Büro des Bauherren. Der von der Firma Holzbau Aumann erstellte Holzständerbau kombiniert eine nachhaltige Bauweise mit hoher Flexibilität in der Grundrissgestaltung. Seit der Fertigstellung im Jahr 2011 leben die jetzigen Bewohner dort. Ein großzügiger Garten mit Terrasse machen das individuelle Bauwerk zu einem schönen Rückzugsort.

Wellen machen Laute

Doch einen Haken hatte das Haus von Beginn an: Das Dach aus Aluminiumwelle wirkte sich auf die Akustik im Innern des Hauses aus. Die Welle wurde nicht entkoppelt, sondern direkt auf den Tragbalken des Daches montiert. Niederschlag oder thermische Einflüsse sorgten für eine starke Geräuschentwicklung, die Balken übertrugen den Schall von außen ins Gebäudeinnere. „Man hat es sogar gehört, wenn Wolken über dem Dach vorbeigezogen sind“, erinnert sich Ulrich Becker, Besitzer der Immobilie. „In dieser Wohngegend ist es ansonsten sehr ruhig, daher machten sich die Geräusche vom Dach umso stärker bemerkbar.“ Vor einigen Jahren tauchte ein weiteres Problem auf. Am Oberlicht machten sich nach starken Regenfällen Feuchteschäden bemerkbar, die den hölzernen Innenrahmen in Mitleidenschaft zogen. 

Zwei Probleme – eine Lösung

Zur Behebung des Schadens am Oberlicht hätte zumindest ein Teil der Aluminiumwellen abgedeckt werden müssen. „Wegen der akustischen Probleme hatten wir ohnehin geplant, das Dach neu decken zu lassen. So bot sich hier die Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen“, berichtet Ulrich Becker. Die Entscheidung, die Sanierung und den gesamten neuen Dachaufbau mit Produkten und Systemen von Creaton durchzuführen, fiel leicht. Da es sich bei der Dachkonstruktion um ein Pultdach mit einer Neigung von sieben Grad handelt, war allerdings eine anspruchsvolle Aufbauplanung erforderlich, um sicherzustellen, dass das Dach regeneintragssicher ist. 

Abdecken der Aluminiumwelle
Entfernung der Konterlattung

Den höchsten Anforderungen gerecht werden

Im September 2019 konnten die Umbauarbeiten am Dach beginnen. Zunächst wurden die Aluminiumwellen abgenommen. Auch die gesamte Unterdachbahn und die Konterlattung wurden entfernt, sodass die Unterdeckplatten völlig frei lagen. Nach kurzen Säuberungsarbeiten konnte mit dem Aufbau begonnen werden. Um die rund 171m2 große Fläche effektiv vor Regeneintrag zu schützen, wurde sie vollständig mit der Creaton-Unterdachbahn Quattro longlife extra für höchste Anforderungen ausgerüstet. Dafür waren viele Einzelschritte notwendig. Beginnend an der Traufseite verlegten die Fachhandwerker die Unterdachbahnen. Als Montagehilfe ist an der unteren Seite der Bahnen werkseitig ein Klebestreifen angebracht, mit dem die jeweils aufliegende Bahn fixiert wurde. Um eine regeneintragssichere Verbindung zu schaffen, wurden die überlappenden Bahnen mit dem Quellschweißmittel QSM kaltverschweißt und die Übergänge mit einer Andrückrolle und Druck angepresst. Am Übergang zur Traufe verklebten die Fachhandwerker die Unterdachbahnen am Rinneneinlaufblech zudem mit dem Creaton Spezialkleber SKL. 

 

 

Konterlattung mit dem gewissen Extra

Nach der vollständigen Eindeckung des Daches mit dem Quattro-System konnte die mit dem systemgerechten Creaton Konterlatten-Kappstreifen KKS abgedichtet werden. Damit die Abdichtungsstreifen aber nicht durch die scharfen Kanten der Latten beschädigt werden, verschraubten die Zimmerer dreieckige Kanthölzer, um die Konterlattung trapezförmig auszuführen. Auch bei der Anbringung der Streifen kamen erneut das Quellschweißmittel und die Andrückrolle zum Einsatz, mit dem die Streifen auf der Dachbahn fixiert wurden. Holzbau Aumann hat zusätzlich die Konterlattenenden an der Firstseite verschlossen, um auszuschließen, dass an dieser Stelle Feuchtigkeit eindringen kann. Die Traufseite blieb zur Entlüftung der Latten offen. 

 

Neue Ziegel geben den Ton an

Schon beim Bau des Hauses wurde der Holzständerbau besonders massiv ausgeführt. Zudem waren die Berechnungen für Schneelast sehr großzügig angelegt, sodass ein im Vergleich zur Aluminiumwelle schwereres Dach für das Tragwerk keine Schwierigkeiten darstellte. Mit der vollständigen Eindeckung der Dachfläche ist den Zimmermännern von Holzbau Aumann nicht nur eine fachgerechte Dachabdichtung gelungen. Außerdem haben sie mit dem Aufbau eine sichere Grundlage für die Eindeckung des Daches mit Dachziegeln geschaffen. Nach Installation der Traglattung konnte mit der Verlegung der Dachziegel begonnen werden. 

Spezialziegel für flach geneigte Dächer

Bei der Wahl des richtigen Ziegelmodells mussten einige Besonderheiten beachtet werden, denn moderne Tondachziegel können nach den Regeln des Deutschen Dachdeckerhandwerks nur bis zu einer Dachneigung von 10° verlegt werden. Eine Ausnahme bilden hier Flachdachziegel, die mit einem speziellen Systemaufbau bei einer Dachneigung bis 7° einsetzbar sind. Der Grund: Bei diesem speziellen Ziegeltyp sind Seitenrippen und Kopf- und Fußverfalzung besonders ausgeprägt und schützen durch treppenförmige Überdeckung auch bei starkem Winddruck vor Wassereinbruch. Nicht sichtbare Verfalzungen und bis zu 42 Prozent Überdeckung sorgen für zusätzliche Sicherheit. Denn was später nicht sichtbar ist, schützt das Dach dauerhaft vor Regen, Schnee und Sturm. Eventuell entstehendes Kondenswasser wird über unterseitige Stützrippen auf den darunter liegenden Ziegel abgeleitet.

Die Firma Creaton bietet drei verschiedene Flachdachziegelmodelle an. Die Entscheidung des Bauherrn fiel auf das Modell „Futura“ in grau engobiert. Da auf ein flach geneigtes Dach eine höhere Windsogkraft wirkt, sicherten die Fachhandwerker die Ziegel mit Sturmklammern.

Steckbrief 

Objekt/Standort
Einfamilienhaus, Holzständerbauweise
D-86420 Diedorf bei Augsburg

Projekt
171 m² Dachsanierung / Austausch Aluminiumwelle gegen regensicheres Unterdach und Dachziegel

Bauzeit
09/2019 – 10/2019

Dachdeckerarbeiten
Holzbau Aumann e.K. 
D-86473 Ziemetshausen

Produkt
Flachdachziegel FUTURA
grau engobiert
Unterdachbahn Quattro longlife extra, Quellschweißmittel QSM, Konterlattenkappstreifen, vorgefertigte Außenecken, Spezialkleber SKL, Sturmklammern

Video zum Objekt: 
https://www.youtube.com/watch?v=AHwuTsNTvVw

Sicher und leise

Nachdem das Dach fertig eingedeckt war, haben Spengler und Rolladenbauer die letzten Arbeiten am Dach und Oberlicht vorgenommen. Rund vier Wochen nach Baubeginn waren damit die Sanierungsarbeiten am Dach abgeschlossen. „Wir sind überaus zufrieden mit dem Resultat“, resümiert Ulrich Becker. „Im Vergleich zur Aluminiumwelle ist das Ziegeldach absolut leise. Und auch die Zusammenarbeit mit Creaton und dem Zimmererbetrieb Holzbau Aumann hat einwandfrei geklappt.“