Per WhatsApp mit der Dachrinne chatten

Christoph Krause betreut im Kompetenzzentrum Digitales Handwerk nicht nur Dachdecker. Doch gerade mit ihnen hat er ein zukunftsweisendes Digitalisierungsprojekt aufgesetzt. 

FirstGrat: Herr Krause, eine Drohne im Dachdeckerbetrieb macht noch keine Digitalisierung. Was umfasst der inflationär genutzte Begriff denn genau? 
Christoph Krause: Die Drohne ist nur ein Element von vielen in diesem Prozess, sie ist Mittel zum Zweck: der Erhebung von Daten. Doch wohin dann mit diesen? Damit sie nützlich sind, müssen sie ja irgendwo einfließen. Dazu braucht es entsprechende Softwarestrukturen. Im besten Fall ermöglicht es die Digitalisierung den Dachdeckern, wieder möglichst viel Arbeitszeit mit dem Handwerk zu verbringen und trotzdem jederzeit über den genauen Stand der einzelnen Bauvorhaben informiert zu sein. Darüber hinaus rückt auch bei Bauteilen die Vernetzung über das Internet immer weiter in den Fokus.  

FirstGrat: Welche Elemente auf dem Dach sollen denn online sein? 
Christoph Krause: Dachrinnen mit Sensoren zum Beispiel. Die melden sich, wenn sie gereinigt werden müssen. Das ist kein Luftschloss, sondern Realität. Wir haben so etwas schon gebaut. Da können Sie dann mit der Dachrinne per WhatsApp chatten. Diese Möglichkeiten werfen allerdings ganz neue Fragen auf: Wem geben die Rinnen Bescheid, damit sie gereinigt werden? Es werden neue Anbieter auf den Plan treten und die Wertschöpfungsketten massiv verschieben.  

FirstGrat: Was steht denn ganz am Anfang der Digitalisierung eines Dachdeckerbetriebs? 
Christoph Krause: Genau wie bei anderen Betrieben müssen zunächst die Prozesse abgebildet werden. Erst wenn die kompletten Prozesse abgebildet sind, kann die Software darauf ausgerichtet werden.  

FirstGrat: Sind Ihnen nun alle Dachdecker dankbar, dass Sie sie bei dieser Umstellung unterstützen? 
Christoph Krause: Das Interesse lässt sich grob nach der Formel 15/35/50 einordnen. 15 Prozent der Betriebe sehen die Notwendigkeit der Digitalisierung und sind bereits gut aufgestellt. 35 Prozent wissen etwas darüber, steigen aber noch nicht ein. Und rund 50 Prozent der Betriebe lehnen sie schlichtweg ab. Letztere sind aber auch nicht unsere erste Zielgruppe. Da sind die Handwerkskammern und regionale Strukturen gefragt. Wir sind mit den 15 Prozent auf anderen Ebenen unterwegs.  

FirstGrat: Welche Erkenntnisse konnten Sie aus dem Projekt gewinnen? 
Christoph Krause: Zwei Dinge wurden im Laufe des Projekts besonders klar. Zum einen ist die Digitalisierung ein intensiver Prozess. Gerade die Startphase ist für Unternehmen oft schwierig. Sie möchten sich auf den Weg machen, wissen aber nicht genau, wo sie anfangen sollen. Dann können wir helfen und auf der Prozessebene beginnen. Gemeinsam schauen wir dann die ersten vier oder fünf Prozesse an. Danach geht es leichter. Ein anderer Knackpunkt liegt im fortgeschrittenen Stadium des Digitalisierungsprozesses. Wenn die Zusammenarbeit mit dem Softwareanbieter beginnt, der die Prozesse in Programme umsetzen soll, kommen wir oft noch einmal ins Boot, um diesen Abschnitt zu moderieren. Denn wenn es da Missverständnisse gibt, funktioniert die Anwendung nicht wie gewünscht. 

FirstGrat: Blicken Sie mit Ihrem Hintergrundwissen doch einmal in die Glaskugel. Was wird in der Digitalisierung im Handwerk passieren? 
Christoph Krause: In wenigen Jahren wird sich auch im Handwerk durchsetzen, was heute nur große Unternehmen bezahlen können: Die Software wird sich automatisch an Veränderungen im Prozessmodell anpassen. Doch das ist wirklich noch Zukunftsmusik. 
 

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